TIEFENPSYCHOLOGISCH FUNDIERTE PSYCHOTHERAPIE

Die im Rahmen der gesetzlichen Krankenkassen eingesetzte tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie versucht, ein eingegrenztes Störungsbild durch Gespräche mit dem Patienten konfliktzentriert zu bessern.

Grundsätzlich geht die psychoanalytische Methodik und deren Verfahren davon aus, dass bei dem jeweiligen Patienten unbewusste Konflikte oder seelische Belastungen wirksam sind, die eine krankmachende Wirkung in Form von Symptomen oder Beziehungsstörungen entwickelt haben. Dies führt in der Regel zu einem erheblichen Leidensdruck und zu einer Einschränkung der Lebensqualität. Solche Symptome sind beispielsweise depressive Verstimmungen, psychosomatische Beschwerden, diffuse Angstzustände/Panikattacken oder Zwangssymptome. Die Psychotherapie zielt darauf ab, dass der Patient im Gespräch mit dem Therapeuten mit seinen innerpsychischen Prozessen vertraut wird und dabei einen allmählichen Zugang findet, sich den unbewussten Konflikte zu nähern, um sie anschließend bearbeiten und schließlich verarbeiten zu können. Die tiefenpsychologischen Verfahren zielen grundsätzlich darauf ab, dass der Patient umfassend lernt, seine seelischen Abläufe besser zu verstehen, sie kognitiv zu erfassen und in einem zweiten Schritt emotional aufzuarbeiten. Diese Prozesse laufen in den seltensten Fällen fein säuberlich getrennt ab, sondern es finden häufig Überlagerungen statt, die aber vom Therapeuten erkannt und entsprechend differenziert werden. Das bewusste und emotionale Aufarbeiten des zum Teil unbewussten Konfliktpotentials hilft, zukünftige neurotische Konfliktstrukturen zu vermeiden. Meist ist eine wöchentliche Therapiestunde ideal. Die Dauer einer Therapie hängt von ihrem Verlauf ab und wird von den Kassen in der Regel bis zu maximal 80 Sitzungen genehmigt.

Kurzzeittherapie

Im Rahmen einer sogenannten Kurzzeittherapie können in der Regel bis zu 25 Stunden Einzeltherapie auf tiefenpsychologischer Basis angeboten werden. Wegen der vorab begrenzten Stundenzahl wird diese Therapie oft zur Krisenintervention angewendet und hat sich hierbei bewährt. Kurzzeittherapie ist eine sinnvolle Therapieform bei akuten Lebenskrisen, die aus unterschiedlichsten Gründen bedrohlich werden können. Die Kurzzeittherapie kann auch zur fokussierten Bearbeitung eines sich als eingrenzbar erweisenden seelischen Konfliktes bzw. eines belastenden Problems angezeigt sein.

Wenn zu Beginn eines therapeutischen Prozesses sich noch nicht klar bestimmen lässt, ob eine Langzeittherapie durchgeführt werden soll, kann die Kurzzeittherapie als „Probebehandlung“ durchaus von Nutzen sein und therapeutische Effekte erzielen, die eine Entscheidung darüber fundieren, auf welchen Weg weiter therapiert wird. Das bedeutet, dass eine Kurzzeittherapie durchaus in eine Langzeittherapie münden kann, wenn sich dies als probate Therapieform herausstellen sollte.

Integrative Therapie

Die „Integrative Therapie“ hat ihre Wurzeln in der phänomenologisch-hermeneutischen Erkenntnistheorie und der existentialphilosophischen Anthropologie und steht für ein tiefenpsychologisch fundiertes Verfahren der klinischen Psychotherapie, das auf den ganzen Menschen in seiner Lebensspanne gerichtet ist.

Neben Konzepten der neueren Forschung zur vergleichenden Psychotherapie, Methodenintegration, Wirkfaktorentheorie und klinischen Entwicklungs- und Emotionspsychologie wird auf Methoden der Gestalttherapie, der „aktiven Analyse“ und der Arbeit mit Kreativen Medien (z.B. Malen, Arbeit mit Tonerde, Poesie, Musik und Bewegung etc.) Bezug genommen. Besonderes Gewicht haben dabei tiefenpsychologische und sozialisationstheoretische Erkenntnisse über Bedingungen einer gesunden seelischen Entwicklung sowie über die Ursachen von Entwicklungsstörungen und den daraus resultierenden unterschiedlichen Erkrankungen.

Mit Hilfe der ganzheitlichen Betrachtungsweise, die heute durch Konzepte des Korrespondenzmodells, der Intersubjektivität, von Leiblichkeit und Identität, des Systems der Mehrperspektivität etc. gekennzeichnet ist, wird der Mensch in seinem sozialen Umfeld und seinem lebensgeschichtlichen Zusammenhang in den Blick genommen. Behandlungsziel ist, beschädigte Gesundheit und Identität wieder herzustellen, die Entwicklung der Persönlichkeit zu fördern oder bei der Bearbeitung von irreversiblen Schädigungen Bewältigungshilfen zu geben.

Die Bearbeitung biographischer Defizite, Traumata, Konflikte und Störungen sowie ihrer Auswirkungen auf das Leben des jeweiligen Betroffenen, das Aufdecken unbewusster Problematik und das Entwickeln tragfähiger Beziehungsstrukturen und positiver Zukunftsentwürfe bilden dabei Schwerpunkte der therapeutischen Arbeit, so dass nicht nur Verstehen der Krankheit und ihre Heilung, sondern immer auch die Entwicklung von Gesundheit, Förderung von eigenen Potentialen und Bereicherung des Lebenszusammenhangs im Blickfeld stehen.

Im „Integrativen Ansatz“ nach Hilarion Petzold kommen dem Vermitteln „Integrativer Therapiemethodik“, der „Gestalttherapie“, der „aktiven Psychoanalyse“ sowie leiborientierter, emotionszentrierte aber auch kognitiver Behandlungsansätze besondere Bedeutung zu.